Ost-West als Berg- und Talfahrt

Mehr Wind als befürchtet – zumindest auf zwei Dritteln der Strecke -, Geduldsproben auf dem letzten Drittel und schließlich ein Worst-Case-Szenario beim Zieleinlauf – das sind die Schlagworte unserer Teilnahme an der Ost-West-Regatta 2016 von Bregenz nach Konstanz. Am Ende blieb ein enttäuschender sechster Platz.

 

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Pünktlich zum Sonnenaufgang fanden sich rund 150 Schiffe an der Startlinie in Bregenz ein, und die ersten Diskussionen unserer Crew (Beato, Jürgen G., Mathias, Thomas und Markus) über den richtigen Startbereich waren recht schnell beendet: „Möglichst frei von anderen Schiffen und nicht zu nah am Land“, lautete die Devise, die einigermaßen gut umgesetzt wurde – allerdings rund 20 Sekunden zu spät, weshalb die vermeintlich größten Konkurrenten – Pfeil 2 und Equis – schon mal mit einigen Längen Vorsprung auf die Reise nach Konstanz gingen. Wo die anderen der 10 gemeldeten X-99 lagen, stellten wir erst später nach und nach fest.

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Die Glanzleistung des Tages folgte aber schon kurz danach: Obwohl längst klar war, dass wir mit Südwind und damit mit Steuerbordschoten starten würden und damit auch den Spinnaker auf  Steuerbord setzen mussten, hatten wir ihn fein säuberlich für einen Einsatz auf Backbord vorbereitet. Also hieß es: Spinnaker rund ums Schiff tragen, Lieken überprüfen, feststellen, dass sie nicht stimmen, Schoten lösen, wieder prüfen, Spinnaker setzen, feststellen, dass er trotzdem verdreht ist, von Hand ausdrehen, und – nach etwa 15 Minuten – unter Spinnaker segeln.

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Die Diskussion über den richtigen Kurs dauerte weniger lang: Dem kurzen Austausch sachlicher Argumente (Jürgen: „Ich mag das Schweizer Ufer nicht!“; Beato: „Ich auch nicht!“) folgte die Entscheidung, am deutschen Ufer zu bleiben. Die Entscheidung erwies sich zunächst als richtig: Immerhin konnten wir so gegenüber dem Pfeil 2, dessen Steuerfrau Claudia (oder war’s doch der Taktiker Uli Diem?) etwas später entschied, das deutsche Ufer zu wählen, einiges aufholen (und als der Wind dann ganz einschlief, holten wir sie sogar ganz ein).

Zunächst waren wir aber überrascht, dass der Südwind, der allmählich auf Ost drehte, weit über Langenargen hinaus anhielt – und uns bis vor Immenstaad brachte. Dort zeigte uns dann die schöne Cyrus aus Zürich (SUI 400) bzw. deren Steuermann Marcel Walser, dass das Material bei solchen Bedingungen den entscheidenden Unterschied ausmacht: Er überholte recht mühelos zuerst die Moorea (GER 389), dann uns und schließlich auch noch den Pfeil 2 (AUT 361). Dass wir später – zwischen Meersburg und Konstanz – kurzfristig auch wieder vor der Cyrus lagen, war eher den wechselnden Windverhältnissen zuzuschreiben.

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Jedenfalls kam spätestens bei Hagnau jene Durststrecke, mit der wir schon viel früher gerechnet hatten – viele Wellen und wenig Wind, sodass jedes kleine Motorboot das Schiff endgültig zum Stillstand brachte. Während sich Thomas auf dem Vorschiff einen satten Sonnenbrand einfing, kämpften wir darum, zentimeterweise voranzukommen – und mussten schließlich feststellen, dass alle Mühe umsonst war.

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Das kam so: Zunächst verabschiedeten sich Pfeil 2 und Moorea schon kurz nach Immenstaad in Richtung Schweizer Ufer – für uns völlig unverständlich und auch wenig erfolgversprechend (vielleicht eine Verzweiflungstat, weil wir zu dem Zeitpunkt vor den beiden lagen?). Jedenfalls konnten wir beobachten, wie sich die beiden zwar langsam, aber doch kontinuierlich jener Zone näherten, in der inzwischen anscheinend doch noch ein bisschen Wind aufgekommen war und die jetzt plötzlich das Schweizer Ufer bevorzugte.

Wir erlebten schließlich das finale Debakel: Ein frischer Wind aus dem Überlingersee trug uns von Meersburg zum Konstanzer Eichhorn, wo wir in einer windfreien Zone parkten, bis nicht nur die Cyrus wieder zu uns aufgeschlossen hatte, sondern auch die Moorea und – wie aus dem Nichts am Schweizer Ufer aufgetaucht – die Equis auf gleicher Höhe waren. Claudia Diem war mit dem Pfeil 2 inzwischen schon im Konstanzer Trichter, wo sich plötzlich ein satter Westwind aufbaute, der einen unserer Konkurrenten nach dem anderen erfasste (und zwar gleich links und rechts von uns) und Richtung Ziel kreuzen ließ – nur wir mussten weitere 10 Minuten warten, bis wir uns endlich auch wieder in Bewegung setzen konnten. Das Resultat sieht man auf der Ergebnisliste: Alle, die mit uns am deutschen Ufer unterwegs waren, kamen vor uns ins Ziel – und dazu noch die Equis und, anscheinend unsichtbar an allen vorbeigefahren, die Mäx (SUI 396), die einmal mehr eine Langstreckenwettfahrt für sich entschied. Wir gratulieren aber auch Claudia Diem, die den Pfeil 2 auf den zweiten Platz steuerte, und den Konstanzer Schülern, die mit der Equis nach der Rundum im Juni schon wieder auf dem Siegerpodest landeten.

Unser Fazit: Wir werden nächstes Mal alles anders machen – oder vielleicht doch genau gleich (außer das mit dem Spi)…

MB

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Fotos: privat

 

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